"Wie schneiden Sie ab?"

Cutter, Bohrer, Schere, Kerber, Guillotine, Messer, Zähne. Was verwenden Sie um Ihre Zigarre zu öffnen und zu genießen. Hier stellen wir Ihnen die Vor- und Nachteile der gängigsten "Zigarrenöffner" vor.
Das "Ritual" Zigarren-Rauchen, nein -Genießen, nein -Zelebrieren beinhaltet neben vielen anderen Schritten auch den Abschnitt "Anschnitt". Wobei der Ausdruck nicht ganz korrekt ist! Schließlich gibt es einige Möglichkeiten eine gute Zigarre rauchfertig zu machen. Dazu gehört das Hilfsmittel des Cutters, oder des Bohrers, oder des Kerbers, oder der Guillotine oder der Schere oder des (scharfen) Messers. Aber unter gar keinen Umständen die Zähne! Es sei denn, man sitzt mitten in der Wüste, hat kein besseres Hilfsmittel zur Hand und muss unbedingt Eine rauchen.
Nun ist die Verwendung des richtigen Zigarrenöffners fast schon zu einem Glaubenskrieg ausgeartet seitdem die Zigarrenbohrer auf den Markt gekommen sind. Doch dazu später mehr. Zuerst einmal einige grundsätzliche Bemerkungen zu den genannten Hilfsmitteln.

Eine Kerbe für die Zigarre

Der Kerber:
Eine der traditionellsten und elegantesten Arten eine Zigarre zu öffnen ist der Kerber. Am besten zu beschreiben ist dieses Gerät mit einem A-förmigen Hohlmesser, das sich in eine vorne und seitlich offene Fassung senkt. Am Kopf wird der Zigarre eine Kerbung zugefügt, die im besten Falle den gesamten Durchmesser einnimmt. Seitlich angebrachte Löcher lassen auch eine Cutter-Funktion zu. Größere Kerber können reich verziert sein (meist mit Perlmut, Horn oder Edelholz und haben manchmal am Ende einen Kistenöffner und eine Kerbe zum Ziehen des Nagels). Die Schneide sollte immer aus Stahl sein. Teurere Stücke sind versilbert bzw. vergoldet. Vermeintliche „Schnäppchen“ bei eBay oder auf dem Flohmarkt haben meist nicht mehr die Schärfe, die dieses Gerät (wie alle anderen „Öffner“ auch) unbedingt benötigt, um zufriedenstellend zu arbeiten. Der Kerber eignet sich nicht unbedingt für alle Zigarrenformate! So sind spitz zulaufende Köpfe eher etwas für Cutter, Scheren, Messer und Guillotinen. Unsachgemäße Anwendung, bzw. ein zu stumpfes Messer kann das Deckblatt beschädigen und die Zigarre im schlimmsten Fall unrauchbar machen. Probieren Sie darum einen neuen Cutter immer zuerst an einer nicht ganz so teuren Zigarre aus.

Bohren oder Schneiden?

Der Cutter:
Eine der meist verbreiteten Arten zum Anschneiden der Zigarre benötigt den Einsatz eines so genannten Cutters, oder zu Deutsch „Anschneiders“. Hierbei wird der angefeuchtete Kopf mit zwei Messern geschnitten, die sich leicht einhändig zusammendrücken lassen. Auch hier ist unbedingt darauf zu achten, dass die Messer scharf sind und bleiben. Auch die Anwendung des Cutters will gelernt sein! Maßgeblich für die Wahl dieses „Öffners“ ist aber die Möglichkeit die Größe der Öffnung bis zum Ringmaß der zu rauchenden Zigarre selbst zu bestimmen, was z.B. beim Bohrer nicht möglich ist. Mehr Öffnung bedeutet mehr Rauch bedeutet anderer Rauchgenuss, als bei den kleineren Bohrlöchern oder den andersartigen Kerben. Letztendlich sollte man wenigstens einmal seine Lieblings-Zigarrenmarke mit allen Öffnungs-Möglichkeiten durchgeraucht haben, um die geschmacklich beste Variante heraus zu finden.

Der Bohrer:
Mit die am leichtesten zu erlernenden Art des Zigarrenöffnens, hat das Bohren einige Kontroversen im Raucherraum ausgelöst. Traditionelle Aficionados rümpfen bei den Bohrungen nur die Nase angesichts der Stillosigkeit und viel zu kleiner Durchlasslöcher. Aufgeschlossene Genießer freuen sich über problemlose Verfügbarkeit des Bohrers (meist am Schlüsselbund) und der relativ geringen Fehlerquote beim Anschneiden des Kopfes. Auch wird immer wieder darauf hingewiesen, dass die verhältnismäßig kleinen Löcher dem heißrauchen dickerer Zigarrenformate vorbeugen. Bei schlechtem Zug haben Bohrer jedoch meist verloren! Hat man sich für einen Bohrer entschieden ist man leider auch beim Rauchen diverser Formate (z.B. Torpedo, Pyramide, Figurado) ausgeschlossen. Also lieber noch einen Cutter in Reserve mitführen, wenn man sich in die Zigarren-Lounge begibt.
Die Schere:
Scheren sehen meist aus, wie verbogene Nagelscheren. Die Firma Laguiole hat seine Scherenvariante an einen Klappmessergiff gesetzt. Insgesamt haben die Scheren den Vorteil, dass die Schnittechnik schneller und erfolgreicher gelernt werden kann und die Kraftübertragung kontrollierter abläuft, als bei Cutter, Kerber oder Guillotine. Ein weiterer Vorteil der Schere: Sie lässt sich am leichtesten nachschärfen.
Scheren haben den Nachteil, dass je nach Größe ab einem gewissem Ringmaß einfach Schluss ist. Also ist auch hier erst einmal vor dem Kauf einer solchen Zigarrenschere Ausprobieren angesagt. Möglichst am dicksten Lieblingsformat!

Die Exoten und die Pflege

Die Guillotine:
Der Unterschied zum Cutter besteht darin, dass diese Art des Zigarrenschneiders der Namensgeberin entsprechend nur mit einem (sehr scharfen) Messer arbeitet, mit dem man möglichst schnell den Kopf (der Zigarre und nicht der Fingerkuppe) anschneidet. Einhändige Guillotinen können bei wenig Übung schnell schräg abschneiden. Tisch-Guillotinen sind hier etwas genauer. Toscani-Guillotinen sind schon für 1 Euro zu haben. Teurere Tisch-Varianten können schon einmal 100 und mehr Euro erreichen. Die Eloi Guillotinen schließlich kosten in der Hand-version schon 169 Euro. Vorteil des Gerätes. Alle Formate sind, bei entsprechend großer Öffnung, zu schneiden.
Das Messer:
Da in diesem Falle die Führung und die kreisrunde Öffnung fehlt, kann man beim Messer meist nur schlecht abschneiden. Diese unübliche Art der Zigarrenöffnung sollte nur bei dem hoffentlich seltenen Fall eintreten, wenn man den Cutter vergessen hat. Notlösung: Immer einen kleinen Bohrer am Schlüsselbund tragen!
Die Zähne:
Es soll ja immer noch harte Männer geben die glauben, dass eine Zigarre angebissen werden sollte. Diese recht unübliche und letztendlich ekelhafte Angewohnheit hat nur zur Folge, dass man im Kreis der Aficionados nicht aufgenommen und höchstwahrscheinlich das Deckblatt seiner guten Zigarre beschädigen wird. Kardinalsfragen in diesem Fall: Was macht man mit dem Stück Zigarre im Mund? Ausspucken? Herunterschlucken? Iiihgitt!

Insgesamt kann und sollte man bei der Wahl des Anschneiders bzw. Anbohrers sehr wählerisch oder am besten für alle Fälle vorbereitet sein. Das bedeutet eigentlich, dass man sich möglichst einen Cutter und je nach Präferenz und (eingebildeten) Geschmacksgefühl evtl. eine Kerber und/oder eine Bohrer zulegen sollte. Wem dies zu teuer ist, dem bleibt die Erkundung nach dem besten Lieblings-Zigarren – Anschneider/bohrer-Verhältnis.

Pflege:
Es versteht sich von selbst, dass der Zigarrenöffner Ihrer Wahl eine scharfe, geschmacksneutrale Klinge besitzen sollte. Stahl eignet sich hier wohl am ehesten. Eisen rostet zu schnell, andere mögliche Materialien sind schwer zu bekommen und meist teuer.
Erkundigen Sie sich beim Käufer über die Möglichkeiten die Klingen zu schärfen. Bevorzugen Sie die Nachschleifoption bei (zu erwartender) häufigen Nutzung! Bei der Reinigung der Zigarrenöffner, sofern dies überhaupt notwendig ist, sollten auf keinen Fall irgendwelche Reinigungsmittel verwendet werden. Auch ist von Öl oder Grafitspray für eine leichtere Gängigkeit nur abzuraten. Schließlich kann alles den Geschmack der Zigarre (negativ) verändern. Generell ist zu empfehlen, dass Cutter, Bohrer, Scheren usw. nur für den Anschnitt der Zigarren verwendet werden sollen. Andere Anwendungen lassen die Messer nur abstumpfen oder beschädigen sie gar.

Tipp: Behandle Dein Zigarrenzubehör so, wie Du Deine Zigarre behandelst!

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